Was für ein Abend im Landkreis Kelheim! In einem wahren Krimi holten die Innstädter nach einem 1:3-Halbzeitrückstand am Ende ein 4:4, nach sogar zwischenzeitlicher 4:3-Führung. Aber von Anfang an:
Freitagabend, Flutlicht – trotz der weitesten Auswärtsfahrt freute sich Coach Heiko Schwarz im Vorfeld auf die Partie: „Wir werden auf jeden Fall alles raushauen und haben richtig Bock auf dieses Spiel!“. Nach der kleinen Serie von 4 Siegen in Folge, wenn auch nicht jeder davon eine fußballerische Offenbarung war, wollte man den Tabellennachbarn aus dem Nordwesten Niederbayerns zu Hause ärgern. Es war das dritte Aufeinandertreffen der beiden ehemaligen Landesligisten, in der Bezirksligasaison 2015/16 verlor jeweils die gastgebende Mannschaft.
Schwarz stellte im Gegensatz zum 1:0 Erfolg gegen Eintracht Landshut nur auf einer Position um, für Nurudeen Adeboyejo rückte Jubril Oseni in die Startelf, Benedikt Göschl kehrte nach Krankheit ebenso zurück auf die Bank wie Langzeiturlauber Lukas Lehner. Im ersten Abschnitt wurden die Innstädter teilweise überrannt, der TVA spiele mit ihnen, wie Heiko Schwarz es nach der Partie treffend ausdrückte, „Katz und Maus“. In der Anfangsphase hatten die Grün-Weißen zwei Hochkaräter ausgelassen, aber in der 24. Minute traf Admir Music zum verdienten 1:0. Etwas überraschend dann der Ausgleich in Minute 31, nachdem Ankido Abraham einen Flankenball von Jubril Oseni mit dem Fuß ins kurze Eck verlängerte. Die Heimelf zeigte sich wenig beeindruckt und ließ weiterhin Ball und Gegner laufen. Kurz vor Halbzeitpfiff zeigte Schiedsrichter Lucas Jetich nach einem Foulspiel auf den Punkt, Fabian Rasch ließ sich die Chance nicht entgehen und erzielte die abermalige Führung. Eine Minute später fing sich die Schwarz-Elf zu allem Überfluss auch noch das 3:1 bevor dann Pause war.
Im zweiten Abschnitt wurden die Gäste besser, hatten mehr Zugriff auf den Gegner und ließen weniger Torabschlüsse zu. Nach einer Ecke von Schwarz verkürzte Christoph Damböck per Kopf auf 3:2, drei Minuten später köpfte Ankido Abraham eine Schwarz-Flanke ins Netz zum Ausgleich. Die vorher übergelegenen Aiglsbacher konnten es kaum fassen, den sicheren 2-Torevorsprung binnen drei Minuten aus der Hand gegeben zu haben. Aber es kam noch schlimmer: Felix Hornung erkämpfte sich in der eigenen Hälfte den Ball, lief 50 Metern in Richtung gegnerisches Gehäuse und zog aus 25 Metern einfach mal ab – das Leder schlug unhaltbar im linken unteren Eck ein 3:4 (60.). Eine entscheidende Szene 20 Minuten vor Schluss: Ashour Abraham wird ausgewechselt, dabei lässt er sich sehr viel Zeit, wird vom Schiri zwei- bis dreimal ermahnt, was ihn aber nicht sonderlich interessiert. Dafür kassiert der vorher nicht verwarnte Spieler eine 10-Minuten-Zeitstrafe. Ein Bärendienst, wie sich kurz danach herausstellen sollte. Die Gastgeber drückten nun vehement auf den Ausgleich. In der 77. Minute verfehlte ein schöner Volley aus 12 Metern knapp das von Andi Kirschner gehütete Tor. Aber in der 80. Minute war es dann doch so weit: Flankenball in den Simbacher Strafraum, ein Aiglsbacher kam unbedrängt zum Kopfball, den Kirschner mit einem tollen Reflex zur Seite abwehren konnte, aber dort stand Stürmer Gröber und schoss freistehend zum 4:4 ein. Bis zum Ende hatten noch beide Teams die Möglichkeit auf den Siegtreffer, kurz vor Schluss sah Paul Belousow (TVA) nach einem unnötigen Foul auf Höhe der Mittellinie noch den Roten Karton. Dann war Ende und beide Mannschaften wussten anhand des Endergebnisses nicht so recht, ob sie sich freuen oder ärgern sollen.
Heiko Schwarz: „In der ersten Halbzeit ging Aiglsbach ein brutales Tempo, das war ein Klassenunterschied, mit das Beste was ich diese Saison gesehen habe. Die Führung ging in Ordnung, wir hätten auch 4 oder 5:1 hinten sein können. Die 2. Halbzeit war viel besser von uns, die Tore gaben uns Auftrieb. Über die 90 Minuten gesehen bin ich mit dem Punkt zufrieden, das Ergebnis ist gerecht.“
Michael Wittmann (Trainer TVA): „Wir haben eine super erste Halbzeit gespielt und gingen hoch verdient mit einer 3:1-Führung in die Kabine. Nach dem Wechsel pennten wir zweimal eklatant und plötzlich stand es 3:3., was so einfach nicht passieren darf. Auch heute hat uns das nicht aus der Bahn geworfen und wir haben letztlich noch verdient zum 4:4 ausgeglichen. Man muss auch sagen, dass Simbach eine gute Truppe hat, gegen die wir leider mit einem Punkt leben müssen.“
Andreas Schreiner